Ankern, Abwaschen & 100 Seemeilen – Unser Sprung nach Korsika

Ankern, Abwaschen & 100 Seemeilen – Unser Sprung nach Korsika

Freitag, Juni 27, 2025

von Boungiorno zu Bonjour

Stürmische Tage in Lacona

Wir blieben mehrere Tage in der Bucht von Lacona, weil starke Winde von bis zu 30 Knoten angesagt waren. Zum Glück hatten wir mittlerweile Vertrauen in unseren Anker – so konnten wir trotz Schwell etwas beruhigter schlafen. Doch eines Nachts: WUMS! Ein Knall riss uns aus dem Schlaf. Der Ankerball (diesen hängt man vorne beim Boot auf, um andere Segler tagsüber zu informieren, dass man hier ankert. In der Nacht schaltet man das Ankerlicht an) war heruntergefallen! Herzklopfen pur, aber alles halb so wild – nach einem kurzen Schock konnten wir weiterschlafen.

Tagsüber rüttelte der Wind weiter am Boot, aber daran gewöhnt man sich. Jan nutze die Zeit um ein Buch fertig zu lesen und Janine verschlang Harry Potter Hörbücher. Das Leben vor Anker läuft inzwischen routinierter: Dinghy und Aussenborder sind schnell an Bord oder im Wasser. Die Blache, die wir als Sonnenschutz über den Baum und Bimini binden, ist mit Version 2.1 schnell montiert und Trinkwasser besorgen wir „sneaky“ bei Campingplätzen oder öffentlichen Zapfstellen – echte Real-Life-Quests. Wir verwenden dazu gerne das App "Organic Maps" das auf den Kartendaten von "OpenStreetMap" basiert. Wenn wir neue Trinkwasser- oder Entsorgungsstellen finden die noch nicht auf der Karte vorhanden sind, tragen wir diese ein und helfen so vielleicht der einen oder anderen Person.

Improvisation an Bord

Auf der Ostseite der Bucht fanden wir eine perfekte Anlegestelle für Mabel. Dort banden wir sie an eine Boje und wateten durchs flache Wasser ans Ufer – perfekt für Juna und ihre kurzen Beine. Wenn’s ihr doch zu nass war, wurde sie halt getragen – Principessa eben! Auf der Westseite musste Mabel (38kg + 20kg Aussenbordmotor) immer an Land gehievt werden. 

Wir nutzten die Tage auch, um unser Bordleben zu optimieren: Eine Salzwasser-Fusspumpe für die Küche wäre toll, aber dafür müsste ein Loch in den Rumpf und Scialla aus dem Wasser - also eher eine Arbeit für den Winter (die Pumpe liegt seit März in der Hundekoje bereit). Stattdessen kauften wir ein Becken: Abwaschen mit Salzwasser auf der Badeplattform, danach Süsswasser-Spülung aus der Heckdusche – Low Cost Living deluxe!
Wir fanden dann noch eine bequemere Lösung. Mit einem 10-Liter-Kanister mit Zapfhahn vom Campingladen für das Salzwasser - dieser hat wunderbar auf dem Toploader Kühlschrank Platz und so können wir auch bei stürmischem Wetter bequem und im trockenen Süsswasser sparend Abwaschen.

Auf nach Korsika

Am Freitag war es so weit: Kurs auf Korsika! Die Ostseite hat kaum geschützte Buchten, daher entschieden wir uns für erstmal für Bastia im Norden der Insel – genauer gesagt für den kleinen Hafen Toga. Nach etwas holprigem Französisch am Telefon und einer E-Mail war der Platz gebucht. Unsere bisher längste Fahrt (41.5sm) stand bevor – zum Glück mit gutem Wind, also segelten wir den Grossteil (3 Stunden lief der Motor von gesamthaft 8.5 Stunden). Wir konnten das erste Mal eine Gastlandflagge hissen! 

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Eine Gastlandflagge ist eine kleine Nationalflagge des Landes, in dem sich ein ausländisches Schiff gerade befindet. Es ist seemännischer Brauch, im Ausland auf der Steuerbordseite am Schiffsmast zu Ehren des Gastlandes dessen Nationalflagge zu setzen. Weiterhin soll mit dem Hissen der Gastlandflagge zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich den Gesetzen des besuchten Landes unterordnet. Die Flagge sollte immer höher, mindestens jedoch so hoch wie die eigene Nationalflagge am Mast angebracht werden.

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Kurz vor dem Hafen funken wir wie immer die Marina an – fünfmal, bis endlich jemand antwortet. Ein netter Hafenmeister wies uns ein, bezahlen am nächsten Tag - 110 € für zwei Nächte. Ausweise, Versicherung oder Crewliste wollte niemand sehen, der Eigentumsnachweis genügte. Es war drückend heiss, der Sprung ins Meer fehlte uns sehr.

Bastia: Wäsche, Ventilatoren und eine Erkenntnis

Nach dem Anlegen suchten wir uns ein Restaurant: Pizza für Jan, Schnitzel Milanese für Janine – angeblich das Original vom Wiener Schnitzel, wer weiss! Ohne Wind war es drückend schwül, aber wir nutzten die Zeit für To-dos. Der nächste Waschsalon lag 1,5 km entfernt im Zentrum – also alles aufs Wägelchen und losgezottelt. Früh aufstehen lohnte sich: Wäsche und Trockner in unter einer Stunde erledigt und somit auf dem Heimweg bevor die grosse Mittagshitze begann.

Zurück an Bord, auf zum riesigen Supermarkt – der teuerste Einkauf bisher! Aber wir mussten zuschlagen bei der riesigen Auswahl. Später holte Jan noch drei Ventilatoren – beste Investition bei der Hitze. Abends erkundeten wir Bastia: Die Stadt mit ihrem charmanten Hafen, engen Gassen und imposanten Fähren hat was Besonderes. Lustiger Zufall: Auf dem Rückweg entdeckten wir einen Waschsalon, nur 250 Meter von unserem Boot entfernt – der war auf keiner Karte eingezeichnet. Man könnte sich in solchen Momenten ärgern - wir entscheiden uns für Lachen :-).

60 Seemeilen gegen den Wind

Sonntagmorgen, 6 Uhr: Wecker, Kaffee, Leinen los. 60 Seemeilen südwärts standen uns bevor, 12 bis 13 Stunden Motoren gegen den Wind. Ein langer Tag, aber solche Strecken machen uns mittlerweile weniger müde. Ziel: die Bucht von Favone, eine der ersten halbwegs geschützten Buchten an Korsikas Ostküste.

Nach knapp 11 Stunden war’s geschafft. Schneller als gedacht und wir konnten am Ende sogar noch ein Stück Segeln, dank einer vorbeiziehender Wolke und deren Winde, die uns den ersten Regen seit Wochen bescherte. Juna wurde gegen Ende etwas unruhig – aufs Kunstrasen-Klo wollte sie nicht, dafür übergab sie sich lieber im Bad, nachdem sie zu schnell ein Rinderstängeli genascht hatte. Kein Drama: Am Strand tobte sie danach fröhlich herum. Nach einem feinen Znacht fielen wir alle hundemüde, aber glücklich ins Bett.

Fazit: Segeln ist Improvisation

Ob Wasser, Wind oder Waschsalon – manchmal läuft’s anders als geplant. Aber genau das macht unseren Segelalltag so spannend. Auf zu neuen Abenteuern!

Barking Blue

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