
Ciao Italia – Dobar dan Montenegro
Von der Ausreise in Italien zur Ankunft im Balkan: neue Eindrücke, tierische Herausforderungen und ein erstes Gewitter in der Marina.
Abschied von Italien
Montagmorgen hiess es warten – die Polizei musste noch zum Ausklarieren kommen. Gegen halb zehn erschien ein Polizist in Zivil, warf einen kurzen Blick auf unsere Pässe, meinte nur „ah, Schweizer“, stempelte die Crewliste ab und war nach zwei Minuten wieder weg. So schnell kann’s gehen.
Bevor wir ablegten, besorgten wir uns noch ein Sixpack Wasser im Quartierladen. Dann war es Zeit: Ciao Italia, dobar dan Montenegro!

Erste Schritte in Montenegro
Die Durchquerung der Adria verlief wunderbar – fast die ganze Zeit konnten wir segeln. Nur 5 Stunden lief der Motor bei einer Fahrt von ingesamt 25 Stunden. In Montenegro gibt es mehrere offizielle Einreisehäfen, unser Ziel war die Marina Lazure bei Melijde. Sie liegt gleich neben Zelenika, wo wir seitlich am Steg anlegten um einzuklarieren– unser erstes Mal. Wir setzten die Q-Flagge (Quarantäneflagge - eine gelbe Signalflagge, die beim Einlaufen in ein neues Land gesetzt wird. Sie zeigt den Behörden an, dass das Boot aus dem Ausland kommt und noch nicht offiziell einklariert ist. Erst nach dem Einklarieren darf sie wieder heruntergenommen werden.) Jan machte sich mit allen Papieren auf den Weg: zuerst zur Polizei, dann zum Hafenmeister, um die Vignette zu kaufen. Danach zurück zur Polizei, um die Pässe zu stempeln.

Die Vignette wird beidseitig am Mast angebracht – nur hatte der Beamte das falsche Datum abgestempelt. Statt bis 26. November hätten wir nur bis zum 2. bleiben dürfen. Also nochmals zurück, das Ganze wurde problemlos korrigiert. Auch Junas Papiere wollte niemand sehen – von dem Polizisten mit einem Kopfschütteln "durchgewunken".

Schwierige Hafensuche
Im Hafen war Scialla zwischen all den grösseren Yachten kaum sichtbar. Ursprünglich bekamen wir nur eine Nacht zugesagt, doch dann durften wir immerhin zwei bleiben – vielleicht sogar länger, falls wir umparkieren würden. Perfekt, denn wir suchten dringend eine kleine „Homebase“. Nach den letzten Wochen unterwegs wollten wir hier zur Ruhe kommen und unsere Freunde empfangen, die sich ein Apartment in Tivat gemietet haben.

Doch: in Montenegro läuft manches anders als in Italien – einen längeren Liegeplatz zu bekommen, war eine Herausforderung.
Junas Verehrer und der Tierarzt
Mitten in all dem hatte Juna ihre Läufigkeit. Kein idealer Zeitpunkt, in ein Land voller Strassenhunde zu reisen. Schon am ersten Abend folgte uns ein Verehrer bis ins Restaurant und sogar über das Hafentor zurück – nicht mal eine Mauer hielt ihn auf. Zum Glück kann Juna sich wehren, und zur Not tragen wir sie.

Dazu kam noch ein Ohrproblem, das schon in Bari auffiel. Dort konnte der Tierarzt nicht viel machen, also suchten wir einen neuen in Montenegro auf. Juna bekam Tropfen und drei (!) Spritzen, und wir sollten am nächsten Tag wiederkommen. Falls sie nicht stillhielt, wollte er ihr ein leichtes Schlafmittel geben – ein Gedanke, der uns gar nicht gefiel.
Beim zweiten Besuch wehrte sich Juna weiter, also musste ein zweiter Arzt und Jan helfen. Mit Handschuhen hielten sie ihre Schnauze fest, bis endlich ein Blick ins Ohr möglich war: eine einfache Entzündung, zum Glück nichts Schlimmes – und ohne Narkose lösbar.
Ankommen in Montenegro
Zur Feier gönnten wir uns eine grosse Fleischplatte und Pleskavica – perfekt für unseren Balkan-Start.

Später schlenderten wir die drei Kilometer lange Strandpromenade nach Herceg Novi entlang. Dort liefen wir mitten ins Folklore Festival hinein: Musik, Tänze, Instrumente aus Osteuropa. Besonders spannend war eine polnische Gruppe, die auf türkischen Instrumenten spielte.
So eine lebendige und bunte Begrüssung hätten wir uns kaum schöner wünschen können.

Gewitterstimmung im Hafen
Wenig später mussten wir doch noch umparken, blieben aber am gleichen Steg – nur auf der anderen Seite. Schnell erledigt. Die Spaziergänge mit Juna blieben herausfordernd: teilweise folgten uns gleich drei Strassenhunde, einer davon – unser Verehrer – sogar bis nach Herceg Novi. Ein Barkeeper erzählte uns, dass er schon 13 Jahre alt sei. Mit Halsband, aber ohne richtiges Zuhause. Auf dem Rückweg wich er Juna aus und begleitete uns einfach friedlich.

Am Samstag dann: Gewitterwarnung. Jan freundete sich gerade mit unserem Stegnachbarn Alex an, als der Wind auffrischte. Alex’ Boot drückte gefährlich gegen den Steg. Janine rannte mit Juna zurück zu Scialla, während Jan in strömendem Regen half, Alex’ Leinen nachzuspannen. Weltuntergangsstimmung für ein paar Stunden – Donner, Regenmassen, Sturm. Bei uns drang Wasser ein, zum Glück nur durch eine kleine undichte Stelle. Danach beruhigte sich das Wetter, und wir konnten schlafen.

Abschied aus Lazure
Am Sonntag kam die Nachricht vom Marinaoffice: Wir mussten innerhalb von zwei Stunden auslaufen. Die Stimmung fiel erstmal in den Keller – wir hatten uns schon so gemütlich eingerichtet.

Bei leichtem Regen verliessen wir den Hafen. Zum Glück fanden wir gleich neben Tivat (wo wir ab Montag einen Platz für 11 Nächte im Porto Montenegro reserviert hatten) eine Ankerbucht. Erst war die Laune gedrückt – Ankern für nur eine Nacht bedeutet immer Dinghy-Arbeit. Aber kaum lag der Anker im Wasser, hellte sich alles auf.
Wir ruderten mit Mabel ans Ufer, schauten uns Porto Montenegro an – schicke Läden, Luxus, Jetset. Kontrast pur. Und dann die beste Nachricht: Am nächsten Tag kamen endlich unsere Freunde an. Die Vorfreude auf die nächsten Wochen liess alle Mühen vergessen.
Und so schlossen wir unsere ersten Tage in Montenegro mit vielen neuen Eindrücken, ein bisschen Chaos, aber auch jeder Menge Vorfreude auf das, was noch vor uns liegt.
