Italien vs. Montenegro

Italien vs. Montenegro

Freitag, Oktober 17, 2025

Zwei Länder, zwei Welten – und wir mittendrin

Diese Woche möchten wir euch ein bisschen von unseren persönlichen Eindrücken erzählen – wie unterschiedlich Italien und Montenegro sind und was uns in beiden Ländern besonders aufgefallen ist.

Zwischen Küstenstädten und Bergkulisse

In Italien (inkl. Korsika, Elba, Capraia, Sardinien, Sizilien) haben wir ordentlich Strecke gemacht (ca. 2200km) – meist entlang der Küste und von Insel zu Insel. Wer mit dem Boot unterwegs ist, kennt das: Man könnte zwar öfter ins Landesinnere fahren, aber gleichzeitig möchte man sein Boot nicht zu weit und unbeaufsichtigt zurücklassen.

Touristenorte sind ohnehin nicht so unser Ding, und mit Juna ist es im Sommer oft zu heiss für grössere Ausflüge. Leider sind Hunde in klassischen Museen nicht gern gesehen. Umso mehr haben wir es genossen, durch die kühlen Gassen alter Städte zu schlendern und uns beim Besichtigen von steinernen Zeugen vergangener Jahrhunderte in eine andere Zeit versetzen zu lassen.

Wir lieben die Ruhe einsamer Strände, finden es jedoch interessanter wenn der Ankerplatz in der Nähe eines Dorfes liegt. Dies macht die Gassirunden mit Juna viel abwechslungsreicher. Zusätzlich bieten Dörfer und Städte im Hochsommer schattige Pfade durch die Häuserschluchten. Vielleicht liegt es auch einfach an der Verfügbarkeit von Gelato (auch für Hunde - in Italien nicht ungewöhnlich).

Italien ist ein beliebtes Segelgebiet – das merkt man, vor allem in der Hochsaison. Die schönsten Ankerplätze sind oft überfüllt, und die Boote liegen dicht an dicht. Jedoch nicht dicht genug um mit dem Jetski (der Laubblässer des Meeres) dazwischen runden zu ziehen... Daran mussten wir uns erst gewöhnen.

In Montenegro wirkt alles ganz anders. Das Segelgebiet im Nordosten des Landes besteht fast nur aus einer riesigen Bucht (Bucht von Kotor), umgeben von Bergen – das gibt einem manchmal das Gefühl, auf einem Bergsee zu sein statt am Meer. Der lästige Schwell, den wir in Italien so oft hatten, ist hier kein Thema.

Man merkt, dass Montenegro noch ein junges Segelrevier ist: weniger Boote, mehr Platz und viel Ruhe. Allerdings sind gute Ankerplätze in der Bucht von Kotor rar und nur drei Häfen bieten Sanitäre Anlagen (Marina Lazure, Portonovi Marina, Porto Montenegro). Die Kommunikation mit diesen drei Marinas war auch eher gewöhnungsbedürftig. Eine Woche im Voraus einen Platz zu buchen stellte sich als Ding der Unmöglichkeit heraus. Wir mussten immer sehr kurzfristig nochmals nachfragen wies jetzt aussieht. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der Grösse von Scialla – man munkelt kleinere Yachten seien hier während der Saison nicht so gerne gesehen. Am besten lief die Kommunikation mit dem Porto Montenegro – unser Hafen bis Ende November.

Im Gegensatz zu dem türkisfarbenen Wasser der Sandstrände Italiens ist der Ankergrund in der Bucht von Kotor schlammig und das Wasser trüb – Schwimmen macht hier weniger Freude. Dies macht das Ankern ein wenig unattraktiver, da der Anker oft beim ersten Mal setzten nicht hielt und man diesen auch per Tauchen nicht kontrollieren kann.

Zwischen Herzlichkeit und Zurückhaltung

Was uns in Montenegro schnell auffiel, war die eher reservierte Art der Menschen. Kein freundliches Lächeln in der Bäckerei, kein „Hallo“ an der Supermarktkasse – und selbst der Wachmann im Hafen nickt nicht, wenn man ihn grüsst.

Natürlich ist das verallgemeinert, und es gibt auch viele herzliche Begegnungen. Doch der Kontrast zu Italien ist deutlich spürbar. Sicherlich spielt auch die Sprachbarriere eine Rolle – wir sprechen kein Montenegrinisch (praktisch identisch zu Serbisch, Kroatisch und Bosnisch).

Positiv überrascht hat uns, dass hier – anders als in Italien – viele Menschen gut Englisch sprechen, sogar Kinder, die uns fragen, ob sie Juna streicheln dürfen. Bei der älteren Generation ist das verständlicherweise weniger der Fall, aber das ist ja auch bei uns nicht anders.

Von Hundeliebe und Strassenhunden

In Italien merkt man schnell: Tiere sind Teil der Familie. Hunde sind überall willkommen – im Einkaufsladen, im Restaurant, sogar in der Metzgerei, wo man Juna schon mal ein Stück Fleisch schenkt. Eine Kassiererin hat sogar einmal alle Kunden warten lassen, nur um ihr ein Leckerli zu holen.

Ganz anders in Montenegro; hier hängen an vielen Türen „Hunde verboten“-Schilder: in Kleiderläden, Papeterien, sogar bei Take-away-Restaurants. Der Grund ist offensichtlich: Montenegro hat ein Strassenhunde- und Katzenproblem.

Man begegnet ihnen überall, und weil kaum kastriert wird, vermehren sie sich unkontrolliert. Leider liest man immer wieder traurige Geschichten über in Mülleimern ausgesetzte Welpen. 

Wir sind schon einigen Strassenhunden begegnet. Meist schnuppern sie kurz an Juna und ziehen dann weiter. Im Porto Montenegro lebt sogar ein Hund im Hafen – er spaziert zwischen den Restaurants umher und scheint von allen ein bisschen versorgt zu werden.

Nur einmal hatten wir eine wirklich unangenehme Begegnung: Eine junge Hündin liess Juna einfach nicht in Ruhe, selbst als wir sie auf den Schoss nahmen. Wir mussten schliesslich mit ihr im Arm nach Hause laufen, verfolgt von der Hündin die immer wieder an uns hochsprang. Es war nicht schön – und doch bleibt dieses Mitleid, weil man weiss, dass man ihr nicht helfen kann.

Genuss in beiden Welten

Wir lieben das Essen in beiden Ländern – wobei wir ehrlicherweise gutes Essen immer lieben. Ob Pizza, Pasta, Burek oder Cevapcici: Wir finden überall etwas Leckeres.

In Italien sind vor allem die Getränkepreise in den Restaurant und Take-aways aufgefallen – Alkohol und Süssgetränke waren sehr teuer. Ein grosses Bier (0.4dl) unter 6€ haben wir kaum gefunden und ein Cola Zero kostete mindestens 3.50€ (0.25dl). Dafür war der Kaffee unschlagbar günstig, und in kleinen, lokalen Restaurants gibt es oft hervorragenden Hauswein zu fairem Preis (4€ für 0.5l).

In Montenegro ist es anders: Getränke sind deutlich günstiger (Cola für 1.50€, Bier für 3.80€), und die Portionen im Restaurant sind riesig. Wer hier essen geht, wird sicher satt – und das zu einem sehr guten Preis. Wir scherzen oft, dass wir in den drei Monaten Montenegro alles Fleisch wieder aufgeholt haben, das wir in der Schweiz kaum gegessen haben.

Zwei Länder, zwei Herzen

Beide Länder haben uns begeistert – jedes auf seine ganz eigene Weise. Italien mit seinem Flair, der Lebensfreude und dem türkisblauen Meer. Montenegro mit seiner Ruhe, den Bergen und dem Gefühl, an einem noch unentdeckten Ort zu sein.

Barking Blue

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