Kurs auf Sizilien

Kurs auf Sizilien

Freitag, August 8, 2025

Von Böen im Hafen, Improvisation und einer 33-Stunden-Passage mit besonderen Begegnungen

Baumarkt-Mission & Böen im Hafen

Am Montagmorgen machte sich Jan mit dem Bus in die nächst grössere Stadt auf, um einen Baumarkt und einen Bootsshop aufzusuchen. Eigentlich braucht man für ein Busticket eine App – auf der Hinfahrt winkte der Fahrer das Thema ab („passt schon“), auf der Rückfahrt wollte Jan es richtig machen: 15 Minuten Registrierung für ein 1,20-€-Ticket… das sich am Ende nicht validieren liess. Halb so wild. Mit neuen Werkzeugen, Schrauben und einem neuen 20 Liter Dieselkanister machte sich Jan auf den Heimweg.

Währenddessen gingen Janine und Juna einkaufen und passten auf das Boot auf – es waren kräftige Böen bis 55 Knoten angesagt. Auch wenn wir im Hafen lagen und ein Bergkamm Schutz bot, kamen trotzdem noch 27 Knoten an. Da hielten wir lieber ein wachsames Auge auf unsere Badeplattform, damit diese nicht gegen das Dock stösst.

Als Jan die Ankerrolle reparierte, kam ein Windstoss und zack war sein Cap weg (2013 fürs EXIT Festival gekauft - sentimentaler Wert über 9'000). Wir konnten es mit etwas Geduld vom Wind etwas treiben lassen und an einem anderen Dock mit unserem Netz einfangen. Als Ersatz, für den zu kurzen Stift, der die Ankerrolle hält, kaufte Jan eine M12 Schraube, die nur am Ende ein Gewinde hatte. Bei dieser schnitt er mit einer Metallsäge den Kopf ab und einen Teil des Gewindes, sodass der neue "Stift" nun länger ist als der Originale. Zusammen mit der neuen Kunststoffrolle montiert, hält dieses "gebastelt" nun seit einigen Anker Manövern. Perfekt? Auf keinen Fall, jedoch die einzige Lösung auf die Schnelle, da Jan in mehreren Shops keine normale Metallstange gefunden hat?! Je nachdem bald mal ein neuer Auftrag für Oli the Welder-King 😉

Zwischenstopp in Porto Giunco

Die Tage in Baunei taten uns gut, um vor der grossen Überfahrt nach Sizilien Kräfte zu sammeln. Am Dienstag ging es mit einem 55-Meilen-Schlag weiter: früh das Grosssegel gesetzt, zwischendurch motorunterstützt, und nach 11 Stunden erreichten wir Porto Giunco. Die Bucht – wie ein riesiger Pool aus weissem Sand und kristallklarem Wasser – war traumhaft.

Aber solche schöne Orte stellen uns auch immer wieder vor kleinere und grössere Herausforderungen. Es kamen sehr hohe Wellen an, sodass man beim Kochen alles festhalten musste. Auch das Landen am Strand gestaltete sich als schwierig; Dinghys waren nicht gerne gesehen und so konnten wir nur Morgens bevor die Hotelgäste kamen, mit Mabel an den Strand. Nachmittags mussten wir das SUP nehmen. Es kamen allerdings so hohe brechende Wellen am Strand an, dass es Janine & Juna beide vom SUP warf, als sie kurz quer zur Welle kamen. Keine Sorge; Juna kann schwimmen und trägt auch immer ihre Schwimmweste. Hinter dem relativ breiten Strand hatte es einen See auf dem es verschiedene Vogelarten, darunter auch Flamingos gab. 


In Italien sind viele Strände privatisiert, was das Spazieren mit Juna etwas erschwert. Da muss man manchmal etwas weiter fahren, um längere Spaziergänge zu ermöglichen. Wir entschieden uns, am Nachmittag, für einen Spaziergang in der Bucht nebenan. Eine gute Gelegenheit, die alten Steinbrüche und deren Hinterlassenschaften zu begutachten.

Für den Start der Überfahrt nach Sizilien fuhren wir am Freitag in den Hafen von Villasimius, um Wasser und Diesel zu bunkern. Der Preisunterschied war enorm: im Juli 90 € pro Nacht, ab 1. August (Happy Birthday, Schweiz!) stolze 130 €. Das mussten wir uns dreimal überlegen, aber schlussendlich überwogen die Vorteile. Trotz kräftigem Wind klappte das Anlegen dank der Hilfe der Marineros reibungslos. Das Wasser hatte, im Gegensatz zu Baunei, keine Trinkwasserqualität und die Duschen waren nicht inklusive. Für eine 4-Minuten-Dusche zahlten wir 2 €, und das Duschsystem war ein Rätsel. Janine stand sogar kurzzeitig komplett eingeseift ohne Wasser da… Segeln macht erfinderisch und da wird sogar Duschen zum Erlebnis.

Start in die Nachtfahrt

Am Samstag um 7:40 Uhr legten wir ab: 155 Seemeilen, rund 31 Stunden Fahrt, Winde bis 15 Knoten. Zunächst motorten wir um das Capo Carbonara, um später den Wind optimal zu nutzen. Danach setzten wir die Segel und segelten etwa drei Stunden traumhaft – bis der Wind ordentlich auffrischte.

Das erste Reff im Gross reichte nicht, das Boot wurde in der Welle instabil. Also: Rettungswesten an, Grosssegel bergen (besonders wichtig bei solchen windigen & welligen Angelegenheiten: „Eine Hand fürs Boot, eine für mich!“), Fock reffen – und weiter mit 5 Knoten in hohen, aber voran schiebenden Wellen. Juna beeindruckte nichts von alldem, sie schlief seelenruhig in ihrem Bettchen.

Schichtbetrieb & ungewöhnliche Geräusche

Unsere erste Nachtfahrt begann. Wir fuhren im Schichtsystem: 2–3 Stunden Ausguck, der andere versuchte zu schlafen. Gar nicht so einfach, bei so hohen Wellen. Nachts ist kaum Verkehr, hauptsächlich Tanker und Fischer – trotzdem blieb der Rundumblick Pflicht. Es war ein extrem schönes Erlebnis mal so Offshore unterwegs zu sein und nachts die Sterne inklusive der Milchstrasse über einem zu sehen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Podcasts oder Hörbüchern, die wir im Voraus heruntergeladen haben, Internet gibt es so weit aussen nicht.
Wir hörten ein Miauen.. hä? Es kam allerdings aus dem Funkgerät – offenbar hatten einige Menschen Spass auf hoher See.

Junas Bordtoiletten-Durchbruch

Juna hatte sich bisher noch nicht mit der Pipimatte angefreundet. Kurz vor Ende der Reise wurde sie nervös, suchte Auswege, aber es gab keine andere Möglichkeit. Sie schaffte es endlich sich zu lösen (nach einer Demonstration  😉) – und kurz darauf auch noch das grosse Geschäft (dieses Mal ohne Vorführung). Unser Stolz war grenzenlos.

Delfine & Ankunft in Sizilien

Als Belohnung, kurz vor unserer Ankunft, tauchten fünf Delfine auf und spielten rund zehn Minuten lang in unserer Bugwelle. Ein unvergesslicher Moment, den wir sogar filmen konnten.

Nach 33 Stunden, 161 Seemeilen (ca. 298 km) und nur 15 Motorstunden liefen wir in Favignana ein. Hallo Sizilien – wir sind da!

Barking Blue

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