Von Capraia nach Elba: Schwell, Shots und Sandstrand

Von Capraia nach Elba: Schwell, Shots und Sandstrand

Freitag, Juni 20, 2025

Lokale Drinks, wilde Nächte und einsame Buchten

Nächte im Schwell: Schlaflos auf Capraia

Die zweite Nacht an der Boje in Capraia war alles andere als erholsam. Bei starkem Schwell rollten wir die ganze Nacht im Bett hin und her. Zum Glück kann man den verlorenen Schlaf tagsüber an Bord etwas nachholen.

Dorfleben und ein legendärer Shot

Abends ging es hoch ins Dorf. Zu fuss in 10-15min zu erreichen. Wer möchte kann aber auch den Bus nehmen. In einer kleinen, lokalen Bar gönnten wir uns einen feinen Burger – und erlebten eine Überraschung: Beim Bezahlen spendierte uns der Barkeeper einen speziellen Shot namens "Dito in Culo" (wortwörtlich „Finger im Po“) der aus einem dickflüssigen Alkohol und Absinth besteht. Der Ablauf: Finger in den Shot tauchen, anzünden (ja den Finger..), im Mund löschen, Shot trinken, Finger vor den Mund halten und Luft einsaugen. Der Heimweg danach war entsprechend lustig!

Wanderung zur Bucht und entspannte Tage

Am nächsten Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung zu der wunderschönen Bucht "Cala dello Zurletto". Der botanische Weg führte uns über einen Hügel, begleitet von herrlichen Düften. Am Ziel gab’s für Juna einen Snack und für uns Äpfel mit traumhafter Aussicht – perfekter Znüni! Bevor die Mittagshitze kam, waren wir zurück an Bord.

Die folgenden Tage lagen wir fast alleine an den Bojen. Da man aufgrund des Seegrases schlecht ankern kann, blieb es angenehm ruhig. Nur ein paar Quallen tauchten immer wieder auf – wir wollten lieber nicht herausfinden, ob sie gefährlich sind, also hielten wir Abstand.

Routinen an Bord

Das SUP kam regelmässig zum Einsatz und die Spaziergänge ins Dorf wurden zur Routine. Mittwochs bereiteten wir alles für die Weiterfahrt vor: Im Mini-Markt füllten wir unseren Gemüsevorrat auf und holten an der praktischen Wasserstelle mehrmals frisches, eiskaltes Wasser. Den 20-Liter-Kanister füllten wir viermal in unsere Tanks an Bord. Die letzte Füllung behielten wir im Kanister und fügten Silberionen hinzu für haltbares Trinkwasser – das spart PET-Flaschen.

Ausserdem bauten wir uns noch einen Bullenstander, um eine Patenthalse zu verhindern (das ungewollte schifften des Baums) – sehr praktisch, denn der Wind für die nächste Etappe kam von hinten. Dann gabs für Jan noch einen Haarschnitt - das Ergebnis konnte sich sehen lassen (vorallem da es das erste Mal war).

Überfahrt nach Elba: Ankern mit kleinen Pannen

Donnerstag früh machten wir uns auf den Weg nach Elba: 30 Seemeilen lagen vor uns. Mit dem Motor wären es etwa sechs Stunden bei 5 Knoten gewesen – unter Segeln dauerte es etwas länger. Der Wind schlief zwischendurch ein, also mussten wir rund vier Stunden (gesamt waren wir 8 Stunden unterwegs) motoren. Unser Ziel: die Bucht „Marina di Campo“ auf Elbas Südseite. Die letzten Stunden konnten wir herrlich vor dem Wind segeln mit bis zu 6 Knoten :)

Beim Ankern gab es bei der Kette ein durcheinander und sprang aus der Winsch, ein Metallelement, das die Kette sauber aus dem Ankerkasten führt, riss heraus – zum Glück ohne grössere Schäden. Wir tragen bei jedem Manöver Schuhe an Deck, das minimiert Verletzungen. Am nächsten Tag reparierte Jan das Metallstück gleich mit Metallschrauben, die wir noch von Oli hatten und Sikaflex 591. Zusätzlich verfing sich die Schnur von der Ankerboje und hielt die Boje unter Wasser. Jan durfte tauchen, um sie zu lösen. Nach dem Abendspaziergang wollte der Aussenbordmotor vom Dinghy nicht mehr anspringen. Nach (zu vielen) gescheiterten Startversuchen durften wir zurück paddeln. Am Ende musste Jan den Vergaser ausbauen und vom überschüssigen Benzin befreien – mit Stirnlampe bis nach Sonnenuntergang an Motoren rumschrauben versetzte Jan zurück in seine Töffli-Zeiten.

Marina di Campo: Strand, Touristen und Hundezeit

Marina di Campo ist berühmt für den längsten Sandstrand Elbas: rund 1,5 km lang, flach ins Meer abfallend und perfekt für Familien. Beim bummeln durch den Ort fiel uns auf, wie viele Deutsche und Schweizer hier Urlaub machen – Elba ist beliebt und weckt auch bei Jan Kindheitserinnerungen.

Tagsüber sorgen Ausflugsschiffe für reichlich Wellengang, also heisst es beim Kochen: sicher stehen und Schubladen verriegeln. Abends dürfen Hunde an den Strand – perfekt für Juna, die mit Begeisterung im Sand herumtobte, rannte und sich genüsslich wälzte.

Nächste Bucht: Lacona

Nach drei Nächten packten wir sonntagnachmittags unsere Sachen und steuerten die nächste Bucht an. Nach einer Stunde kamen wir in Lacona an und ankerten ohne Probleme. Das Wasser ist traumhaft klar – selbst auf zehn Metern sieht man noch den Grund. Der Sprung ins kühle Nass nach getaner „Arbeit“ ist jedes Mal ein Highlight.

Lacona selbst besteht fast nur aus einem riesigen Camping-Dorf, alles sehr gepflegt und familienfreundlich. Ein paar Restaurants und kleine Läden runden das Bild ab, die Stimmung ist angenehm entspannt. Mit unserem Beiboot Mabel landen wir direkt am Strand an und ziehen sie dann etwas ins Trockene.

Jetzt schmieden wir Pläne für die kommenden Wochen. Da bald bis zu 30 Knoten Wind angesagt ist, werden wir diese Tage hier aussitzen – und sehen dann, wohin uns Wind und Wellen als Nächstes treiben.

Barking Blue

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