Von Favignana zum Vulkan – Unsere Reise durch Sonne, Wind und stille Nächte

Von Favignana zum Vulkan – Unsere Reise durch Sonne, Wind und stille Nächte

Freitag, August 15, 2025

Zwischen überfüllten Buchten, stillen Nachtfahrten und dem Duft von Schwefel

Ankunft in Favignana

Am Sonntagabend erreichten wir Favignana, eine kleine Insel vor Sizilien. Die Bucht war bereits gut gefüllt, und so ankerten wir notgedrungen relativ nah an einem anderen Boot. Mabel wurde ins Wasser gehievt, und wir tuckerten in die saisonal geöffnete Marina. Von dort aus führte uns der Weg am Klippenstrand entlang.

Ein kühles Getränk in der Hand liessen wir den Tag gemütlich an Bord ausklingen. Die Bucht war unruhig, doch wir waren das leichte Schaukeln nach der Überfahrt bereits gewohnt – und die Müdigkeit tat ihr Übriges.

Wind, Sorge und Inselerkundung

Für Montag waren stärkere Winde angesagt. Jan war unwohl bei dem Gedanken, Scialla so nah an einem fremden Boot unbeaufsichtigt zu lassen. Also setzte er Janine und Juna am Hafen ab, um selbst zurückzufahren und die Lage im Blick zu behalten.

Janine und Juna nutzten die Gelegenheit und überquerten die Insel zu Fuss bis ins Herz von Favignana. Gegen Mittag lichteten einige Boote den Anker – endlich konnten wir unseren Anker neu setzen und uns ein bisschen mehr Freiraum verschaffen.

Abende in Favignana

Abends gingen wir zu dritt in die Stadt. Die sich wie der einzige Hafen, auf der anderen Seite der Insel befinden – 20 Minuten zu Fuss. Früher lebte Favignana vor allem vom Thunfischfang.

Heute empfängt es Besucher mit engen Gassen, lebendigem Treiben und – zu Junas Freude – vielen streunenden Katzen. Wir gönnten uns Bruschetta und Pizza. Nach der langen Reise schmeckte beides doppelt gut.

Die Insel ist so klein, dass Touristen meist mit Fahrrädern oder Rollern unterwegs sind. Einheimische hingegen fahren Auto – und holen ihren Sprit an der einzigen Tankstelle der Insel. Dort füllten wir am Dienstag unsere Kanister für die Weiterfahrt, tranken noch einen ausgezeichneten Kaffee in der kleinen Strandbar am Hafen (unser Dinghy-Lieblingsplatz) und erledigten den letzten Einkauf.

Müll, Hitze und ein Planwechsel

Je weiter wir in den Süden fahren, desto schwieriger wird die Abfallentsorgung. Kaum Mülleimer, noch weniger Recyclingstationen. Die einzige Sammelstelle, die wir fanden, war geschlossen – also stellten wir die Säcke davor ab.

Eigentlich würden wir Sizilien gerne noch erkunden, aber im August ist es schlicht zu heiss, und die Ankerplätze wirken wenig einladend. Also beschlossen wir, gleich weiter zu den Äolischen Inseln zu segeln.

Nachtfahrt nach Vulcano

Vor uns lagen 130 Seemeilen Richtung Osten. Wir konnten dabei einen letzten Blick auf das Fort St. Catherine werfen – zuerst ein Turm von den Sarazenen im neunten Jahrhundert erbaut, danach von den Normannen erobert und in eine Festung verwandelt. Auch ergab sich einen Blick auf die alten Tuff-Steinbrüche an der Küste.

Anfangs spielte der Wind mit, und wir konnten segeln. Dann schlief er ein, und der Motor übernahm. Wir hatten es erwartet – und freuten uns umso mehr über die Stunden unter Segel. Hochgeschwindigkeits-Fähren verbinden die Inseln mit dem Festland. Wir überliessen ihnen das Ausweichen, da wir aufgrund der Gegenströmung mit weniger als 4 Knoten unterwegs waren und ihren 35 Knoten bei weitem unterlegen waren.

Die Nachtfahrt war ruhig, nur unterbrochen von einigen Ausweichmanövern, um nicht die kleinen Fischkutter rund um Palermo zu versenken. Da sie nur ein weisses Rundumlicht besitzen sind sie, mit der Stadt im Hintergrund, teilweise nur schwer auszumachen.

Am nächsten Morgen lag das Meer spiegelglatt unter uns und wir hörten nur das gleichmässige rattern von unserem Motor. Die Sonne ging genau hinter den Äolischen Inseln auf.

Kurz vor unserem Ziel trieb immer mehr Müll im Wasser – ein trauriger Beweis dafür, dass der Umgang mit Abfall im Süden oft zu wünschen übrig lässt, vor allem in Touristengebieten.

Erste Eindrücke von Vulcano

Die Hauptbucht war überfüllt. Statt uns hineinzudrängen, wählten wir einen Ankerplatz gegenüber, bei der Insel Lipari. Von dort aus hatten wir einen freien Blick auf den Vulkan und konnten am nächsten Tag hinüberwechseln.

Die Nacht verbrachten wir in 14 Metern Tiefe hinter hohen Felsen, gut geschützt, und gönnten uns einen Landgang per SUP. Ein goldener Sonnenuntergang färbte das Wasser – und wir fielen erschöpft in die Kojen.

Baia Negra – Schwarzer Sand und Schwefelduft

Am nächsten Mittag fanden wir in der Baia Negra einen Platz, diesmal über felsigem Grund. Der Anker hielt perfekt. Jan markierte ihn mit einer Boje und tauchte mehrmals ab – 7,5 Meter tief – um die Lage zu kontrollieren. Sogar einem Nachbarn konnte er helfen, dessen Anker sich nicht eingraben wollte.

Der schwarze Sand der Bucht liegt direkt unter dem Vulkan. Seit 1890 ist er nicht mehr ausgebrochen, doch täglich entweichen Gase, die bei Winddrehung einen deutlichen Schwefelgeruch verströmen.

Die kleine Stadt bot gemütliche Restaurants, Bars und Cafés. Eine Bar, die in der Segler-App Navily immer wieder gelobt wurde, wollte getestet werden. Zu unserer Überraschung, aber wohl typisch für den Süden gab es zu den Getränken kleine Snacks – gratis und sehr lecker. Danach gönnten wir uns im empfohlenen Steakhouse einen riesigen, köstlichen Burger. Ob das die beste Wahl vor einer Wanderung war?

 

Aufstieg in den Morgenstunden

Früh am nächsten Morgen – um 6 Uhr – schnürten wir unsere geschlossenen Schuhe, das erste Mal wieder seit Capraia. Der Aufstieg zum Vulkan (400 m ü. M.) begann im Schatten, begleitet von kühler Morgenluft. Die Aussicht über die Buchten und umliegenden Inseln war atemberaubend, der Schwefelgeruch weniger.

Oben blieben wir nicht lange – kein Schatten, dafür sengende Sonne. Zurück an Bord suchten wir die Abkühlung im Wasser.

Wohin als Nächstes?

Der Rest des Tages verbrachten wir damit, die Ruhe der Bucht zu geniessen. Am Sonntag hiess es dann: Vorbereitung auf die Durchfahrt durch die Strasse von Messina. Wir studierten Strömungen und Wind – und planten den Aufbruch. Unser nächster Halt wird wieder auf italienischem Festland stattfinden.

Barking Blue

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