Zwischen Feuerwerk und Farewell

Zwischen Feuerwerk und Farewell

Freitag, September 26, 2025

Unsere vorerst letzte Woche mit Gast

Ein Morgen vor Anker

Am Montag wachten wir nach langer Zeit wieder einmal vor Anker auf. Es wirkte fast wie ein See – spiegelglatt, ruhig, wunderbar. Mit Mabel fuhren wir zur Insel Ostrvo Cvijeca und vertrieben uns dort die Zeit mit einem Spaziergang über das Klostergelände. Die ältesten Hinweise auf eine Nutzung als orthodoxes Kloster gehen dabei zurück auf das 12. Jahrhundert.

Zu Mittag ging es zurück in die Marina Lazure bei Melijne. Von dort kann man herrlich die Promenade entlangspazieren und Herceg Novi erkunden. Das Anlegen klappte problemlos, und am Abend liessen wir uns in einem Restaurant in Hergec Novi verwöhnen.

Ein kurzer Abstecher ins offene Meer

Am Dienstag fuhren wir hinaus aus der Bucht von Kotor, hinein ins Adriatische Meer, bis nach Krtoli. Der Ankergrund, neben dem neuen Hafen von Lustica Bay, bestand aus Sand – perfekt, denn dort hält der Anker sofort und zuverlässig. Im Schlamm der Bucht von Kotor dauert es deutlich länger, bis er sich in eine härtere Schicht eingräbt.

Es gab einen Sprung ins Wasser und einfach ein wenig Sein. Über Nacht blieben wir nicht, sondern kehrten zurück in die Marina Lazure. Dennoch war es schön, die äussere Küste von Montenegro wenigstens im Vorbeifahren zu sehen. Dabei fielen uns neuen Parzellen in den Hängen der Hügel auf, diese sind auch im Inneren der Bucht überall zu finden und zeugen von den vielen neuen Bauvorhaben. Ein Russe, der hier lebt und in dem Immobiliengeschäft arbeitet, sagt, dass der Immobilienmarkt in den letzten Jahren boomte. Ein Grund dafür sollen unter anderem die Attraktivität des Landes für Kriegs-Flüchtlinge aus Russland und der Ukraine, wie auch Wirtschaftsflüchtlinge aus der Türkei sein. Solche Aussagen lassen sich nur schwer überprüfen, aber sie klingen auf jeden Fall plausibel.

Neue Ausrüstung für mehr Sicherheit

Mittwochs stand ein Besuch in einem grösseren Bootsshop an. Wir kauften neue Rettungswesten für unsere Gäste. Bisher hatten wir noch die alten Schaumstoffwesten – sehr sperrig und inzwischen nicht mehr ausreichend. Ab Oktober gilt für alle Westen die Vorgabe von mindestens 150N (N = Newton; ein Mass für den Auftrieb, den die Weste im Wasser leistet).

Unsere vier neuen Westen haben jetzt 170N, sind deutlich kompakter und lösen sich automatisch aus, sobald jemand über Bord ins Wasser fällt. Sie sind eine kleinere Version von den Modellen, die wir zu Beginn der Reise für uns selbst gekauft haben (275N) – und obendrein gab es noch Rabatt von 20%. Ein Volltreffer!

Ausserdem fanden wir endlich einen Rauchmelder (den suchen wir schon seit Beginn der Reise), kleine Signalleuchten für Mabel (Grün, Rot, Weiss) für Nachtfahrten und neue Halterungen für unsere Seenotleuchte. Perfekt ausgestattet, gönnten wir uns danach einen leckeren Brunch.

Herceg Novi: Festung und georgisches Essen

Am späten Nachmittag ging es nach Herceg Novi. Zuerst stand die Festung auf dem Programm: Der Eintritt kostet 4 Euro pro Person, Hunde dürfen mit hinein. Von oben hat man einen grossartigen Rundumblick auf Meer und Stadt – absolut lohnenswert.

Abends folgte ein kulinarisches Highlight: Auf Marcos Empfehlung gingen wir georgisch essen. Auch wenn Marion und Marco nicht dabei waren, genossen wir das Essen in ihrem Sinne. Vielen Dank für den Tipp!

Den Rückweg von rund 3,5 Kilometern legten wir schwer beladen, mit gutem Essen im Bauch zurück. Zum Abschluss des Tages gab es noch ein Feuerwerk – es fand eine Hochzeit in der Marina statt, für uns fühlte es sich wie ein Abschiedsgruss für Jan an.

Abschied, Organisation & neue Bekannte

Am Freitagmorgen ging Jans Flug zurück nach Hause. Eigentlich wollten wir am Vortag noch einmal bei Sveti Marko ankern und ihn dann mit dem Dinghy zum Flughafendock bringen (ja, das gibt es tatsächlich). Doch die Wetterprognose kündigte starke Morgenwinde an – zu riskant, schliesslich sollte Jan rechtzeitig ankommen.

Also versuchten wir unser Glück im Porto Montenegro – und tatsächlich: Es war noch Platz frei. Bei starkem, aber günstigem Wind von vorne legten wir problemlos an. Jan organisierte danach im Marina Office ein Flughafen-Taxi für unseren Gast und fragte, ob wir auch länger bleiben könnten. Eigentlich hatten wir einen Hafenplatz ab dem 24. September bis Ende November gebucht, aber Fragen schadet ja nicht. Es klappte! Bis zum 24. konnten wir am selben Platz bleiben und erhielten danach einen neuen Liegeplatz für die kommenden zwei Monate.

Für den letzten Abend wollten wir uns nochmals die legendären Burger holen. Vor Ort lernten wir einen jungen Russen kennen, der seit vier Jahren in Montenegro lebt. Wir assen gemeinsam, unterhielten uns lange und tauschten Nummern aus – vielleicht sieht man sich wieder.

Jan packte seine Sachen, und wir gingen früh schlafen. Um 6:30 Uhr kam sein Taxi, wir standen natürlich mit auf und begleiteten ihn bis zum Treffpunkt. Wieder Abschied – aber diesmal mit dem guten Gefühl, dass wir uns bald in der Schweiz wiedersehen.

Wieder zu zweit an Bord

Und dann waren wir wieder allein. Nach so intensiven Wochen wirkte es ungewohnt, fast still. Doch wir freuten uns auch darauf, endlich wieder Bootsprojekte anzugehen, ohne tägliches Programm zu entspannen und Zeit für uns zu haben.

Wir merkten beide, dass wir etwas ausgelaugt waren, und verbrachten das Wochenende hauptsächlich mit Ausruhen, selber kochen und Serien schauen. Wir hatten erst einmal genug von Restaurants.

Da die letzten Tage des Ocean Race Europe angebrochen waren, schauten wir uns nochmals die Boote an, die friedlich festgemacht im Porto Montenegro auf ihre Heimreise warteten. Gewonnen hat das Team Biotherm (Frankreich), die Schweiz hat mit dem Team Holcim-Prb auf den 3. Platz geschafft. 

Um unsere Finanzen besser im Blick zu behalten, installierten wir noch eine App zur gemeinsamen Ausgabenerfassung (GoodBudget). Diese löst nun die Excel Liste ab, die Jan seit Beginn unseres Bootsprojektes mit all unseren Ausgaben führte. Die vielen Tage in den Marinas und die Restaurantbesuche hatten das Budget zuletzt ordentlich strapaziert – aber so ist es eben manchmal. Wichtig ist, dass wir nun wieder einen Rhythmus finden, in dem Genuss, Alltag und Abenteuer im Gleichgewicht bleiben.

Barking Blue

Hier befinden wir uns zur Zeit:
Du möchtest unsere Abenteuer unterstützen? Jeder kleine Beitrag in unser virtuelles Bordkässeli hilft uns, Diesel, Kaffee oder einen dringend nötigen Hafentag zu finanzieren. 
Danke, dass du mit uns auf Reisen gehst! 💙
Suchen