Zwischen Nähe und Freiraum

Zwischen Nähe und Freiraum

Freitag, Oktober 24, 2025

Leben auf wenigen Quadratmetern – und warum es trotzdem funktioniert

Für viele kaum vorstellbar, für uns aber erstaunlich stimmig: das Leben auf engstem Raum. Immer wieder werden wir gefragt, ob wir das wirklich schaffen – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ohne uns gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Die ehrliche Antwort: zu 99 Prozent ja.

Schon in unserer Wohnung konnten wir gut getrennt voneinander arbeiten – recherchieren, zeichnen, schreiben oder einfach mal in Gedanken versinken. Wir geniessen zwar die Gesellschaft des anderen, sind aber nicht davon abhängig. Deshalb machten wir uns im Voraus auch keine grossen Sorgen. Natürlich gibt es Momente, in denen etwas nicht so läuft, wie man sich das wünscht. Oder das Gegenüber nicht so reagiert wie man das selbst getan hätte. Doch wir haben gelernt, offen und direkt zu kommunizieren, und das ist nicht nur für die Beziehung wichtig, sondern auch fürs Segeln. Auf einem Boot zählt jeder Handgriff, jedes Kommando – und Vertrauen ist das A und O.

Kleine Auszeiten an Bord

Ein grosser Vorteil mit Juna ist, dass einer von uns jederzeit mit ihr spazieren gehen kann. So bekommt jeder auch mal etwas Raum für sich, um Musik zu hören, ein Hörbuch zu geniessen oder einfach die Gedanken treiben zu lassen.

Vor Anker ist das allerdings etwas schwieriger – Janine möchte ungern allein mit dem Dinghy ans Ufer fahren. Unser Aussenborder ist nicht immer zuverlässig, und der Respekt davor ihn nicht mehr starten zu können einfach zu gross.

So bringt Jan die beiden manchmal ans Ufer und holt sie später wieder ab – das klappt wunderbar (meist sind wir aber wirklich zu zweit unterwegs). Mit dem SUP geht es zwar oft einfacher, aber Wind und Wellen entscheiden, ob das auch wirklich eine gute Idee ist. Wenn man durch die anderen Boote paddelt und Juna mit ihrer Schwimmweste vorne am Bug sitzt und umherschaut als würde die Welt (oder zumindest die Bucht) ihr gehören,  ist man häufig das Highlight und Leute zücken auch hier und da mal ihr Handy um ein Foto zu machen (vielleicht sollten wir in Zukunft eine Gebühr verlangen ;-)). Im Hafen ist hingegen alles entspannter: jeder kann jederzeit los – sei es zum Einkaufen, Fotografieren oder eben einfach auf einen Spaziergang mit Juna.

Unser Herz an Bord

Eine der häufigsten Fragen, die wir vor der Abreise gehört haben:

„Und was macht ihr mit dem Hund?“

Wir hatten schon einige Segel-Kanäle auf YouTube verfolgt und wussten: Es geht! Es gibt viele Hunde und auch Katzen, die auf Booten leben. Trotzdem mussten wir feststellen – es ist nicht immer einfach.

Wenn man nach einem langen Tag unter Segeln (oder oft auch Motor) völlig erschöpft ankommt und weiss, dass noch ein Landgang bevorsteht, wünscht man sich manchmal ein bisschen mehr Komfort. Oder wenn der Wind tobt und man sich trotz allem ins Dinghy setzt, um an Land zu kommen – mit Hund an Bord kann das schon mal anstrengend werden.

Juna ist extrem anpassungsfähig und ruhig. Jedoch ist das Thema „Hundetoilette an Bord“ noch nicht gelöst. Wir möchten sie daran gewöhnen, dass das Deck mit einer kleinen Kunstrasen-Matte wie ein Garten funktioniert – aber da wir nie einen Garten hatten, ist das Konzept auch für sie neu und die sieht das gesamte Boot als ihr zuhause an und möchte dies nicht verschmutzten.

Wenn die Ruhe plötzlich bellt

Wer Juna kennt, weiss: sie bellt fast nie. Einige Freunde haben sie noch nie einen Ton von sich geben hören. Doch das hat sich etwas verändert. Immer wenn wir vor Anker liegen und auf die Badeplattform steigen, beginnt sie zu bellen. Sie mag es gar nicht, wenn wir ins Wasser springen. Warum, wissen wir nicht genau – vielleicht, weil sie uns nicht folgen kann? Oder weil sie schlicht Angst hat, wir könnten nicht zurückkommen.

Vielleicht ist es auch ein Ausdruck von Verlustangst, denn Juna ist wirklich nie mehr allein. Wir werden daran arbeiten – mit Geduld, Liebe und vielen Leckerlis. Trotzdem: wir würden sie um nichts in der Welt missen wollen. Sie ist unsere Mutmacherin und Eisbrecherin. Dank ihr kommen wir oft mit Menschen ins Gespräch, entdecken Orte, an denen wir sonst nie gelandet wären, und erleben kleine Momente, die nur durch sie entstehen.

Ein Gedanke für die Zukunft

Eine Erkenntnis der letzten Monate: Wenn wir eines Tages wirklich den Atlantik überqueren sollten, dann würden wir das wohl ohne Juna tun – und sie später nachfliegen lassen. Sie liegt gerade an der Gewichtsgrenze, um in der Kabine mitzufliegen (ein paar Grämmli weniger, und es würde klappen).

Sie braucht zwar nicht viel Bewegung und kann wunderbar stundenlang chillen, aber eine ca. drei Wochen lange Ozeanüberquerung möchten wir ihr nicht zumuten.

Kleines Wochen-Update

Unsere Tage sind momentan sehr ruhig. Der Herbst bringt nun des Öfteren regnerische Tage, und so verbringen wir die Zeit mit Lesen, Recherchieren oder einem guten Computerspiel. Wenn die Sonne jedoch scheint, klettert das Thermometer auf bis zu 20 Grad und Spaziergänge im T-Shirt lassen den Regen vergessen.

Wir geniessen die Ruhe sehr, auch wenn es sich manchmal etwas eigenartig anfühlt, so viel Zeit einfach nur mit „sein“ zu verbringen.

Barking Blue

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