Zwischen Regen, letzten Ausflügen und Countdown zur Adria-Überquerung

Zwischen Regen, letzten Ausflügen und Countdown zur Adria-Überquerung

Freitag, November 14, 2025

Von ruhigen Hafenmomente, tierische Begegnungen und einer Bootstour voller Geschichte.

Das Wochenende war verregnet, kühl und eher unspektakulär – genau richtig, um noch einmal tief durchzuatmen, bevor es bald zurück über die Adria geht. Und Zeit für neue Frisuren; Jan & Sandra hielten beide hin für einen neuen Haarschnitt von Janine. Spätestens am 26.11. müssen wir Montenegro verlassen, denn man darf jeweils nur 90 Tage ohne Visum im Land bleiben.

Wenn die Dieselheizung streikt

Natürlich suchte sich unsere Dieselheizung einen perfekten Zeitpunkt aus, um auszusteigen. Die Nächte werden immer kälter, und ohne Heizung sammelt sich im Boot schnell Feuchtigkeit – etwas, das man unbedingt vermeiden möchte.

Wir vermuten, dass wieder einmal ein Service nötig wäre und die Heizung verrust ist. Da wir aber lieber in Italien daran arbeiten möchten, anstatt hier kurzfristig daran herumzubasteln, kauften wir uns ein kleines Elektroöfeli. Es wärmt zwar gut, erreicht aber nicht alle Kabinen. Und ja – der Stromverbrauch steigt damit deutlich.

Zum Glück sind solche Dinge mittlerweile Routine für uns. Wir notieren es auf der „In Italien anschauen“-Liste und lassen uns davon nicht stressen.

Solila – ein stiller Ort voller Geschichte

Am Dienstag kam endlich wieder Sonne – warm, klar und perfekt für einen Ausflug. Wir nahmen ein Taxi zum Flughafen und liefen von dort zum Vogelschutzgebiet Solila.

Solila war früher eine grosse Salzgewinnungsanlage. Heute ist es eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Adriaküste und ein bedeutender Zwischenstopp für Zugvögel auf ihrem Weg nach Afrika oder Nordeuropa. Hunderte Arten rasten hier jedes Jahr – Flamingos, Reiher, Limosen und viele mehr.

Jetzt im Spätherbst waren naturgemäss nicht mehr viele Vögel da, aber der Ort hat auch ohne gefiederte Besucher etwas Magisches: weitläufige Becken, stille Wege, eine friedliche Atmosphäre. Und zwei frei laufende Kühe, die dort ganz gemütlich den Rasen mähen.

Weiter ging es zur Blumeninsel. Dort trafen wir auf eine kleine, fröhliche Hundebande, die sich riesig über Streicheleinheiten freute. Wir besuchten das Kloster, genossen die Aussicht – und wurden ein Stück weit von den Hunden begleitet.

Und natürlich dachten wir kurz daran, wie schön ein Boot im "Arche-Noah-Format" wäre. Janine hätte am liebsten jeden einzelnen Hund eingeladen, einzusteigen.

Danach liefen wir zurück zum Flughafen. Von dort nahmen wir ein Taxi in den Hafen. Dort gönnten wir uns zum Abschluss des Tages ein lecker Znacht und feine Drinks (Jan mag nun Mai Tai's) im Restaurant gegenüber unseres Steges.

Seniorenausflug und wir mittendrin

Bevor Sandra wieder zurück in die Schweiz fliegen musste, planten wir noch einen letzten besonderen Ausflug: eine kleine Bootstour – aber nicht mit Scialla, sondern mit einem Ausflugsschiff.

Im Winter fahren nur verkürzte Routen:

Tivat → Lady of the Rocks → Kotor → zurück nach Lepetane - für gerade mal 15€ pro Person.

Wir waren schweizerisch überpünktlich am Steg und bekamen so problemlos einen Tisch. Zuerst dachten wir, wir wären die einzigen Passagiere – und dann tauchte eine riesige deutsche Reisegruppe auf. Wir zogen den Altersdurchschnitt etwas in die Tiefe.  Immerhin hatten wir dadurch gleich einen Reiseführer, der alles auf Deutsch erklärte.

Lady of the Rocks – eine Insel mit Geschichte

Die kleine Insel wurde der Legende nach von Seeleuten aufgeschüttet, die an genau dieser Stelle eine Marienstatue fanden. Über Jahrhunderte brachten sie Steine und versenkten alte Schiffe, bis die heutige Insel entstand – ein Ort voller Tradition.

Wir hätten für drei Euro die Kirche besichtigen können, aber es war hoffnungslos voll. Also genehmigten wir uns lieber frische Luft und genossen den schönen Ausblick auf Perast.

In Kotor verabschiedete sich die Reisegruppe, und plötzlich hatten wir das riesige Boot ganz für uns allein. Ein magischer Moment – nur wir drei, die Berge, die Stille und die ersten Schatten, die sich über die Bucht legten.

Das Boot brachte uns nicht ganz bis Tivat zurück, sondern nur bis Lepetane, der schmalsten Stelle der Bucht. Der Chef des Ausflugbootes holte uns dort höchstpersönlich mit seinem Volvo ab und fuhr uns zurück zum Hafen. Ein unerwartet persönlicher und sehr schöner Abschluss.

Das perfekte Wetterfenster? Schwieriger als gedacht.

Wir beobachteten jeden Tag die Wettermodelle. Im Winter ist die Adria launisch – viel Wind, schnelle Wechsel, Gewitter, Kälte.

Endlich zeigte sich ein Fenster: morgen Samstag.

Unsere To-do-Liste vor dem Ablegen

  • Motor & Navigationsgeräte testen
  • Dieseltank und Reservekanister füllen
  • Boot-Batterien voll aufladen
  • Handfunkgerät & Stirnlampen kontrollieren und aufladen
  • Kontrollgang übers Deck
  • Navigationslichter kontrollieren
  • Segel setzten und bergen
  • Beim Hafen Bescheid geben
  • Wassertanks füllen
  • Trinkwasser & Essen bunkern
  • Vorkochen
  • Innen alles sicher verstauen
  • Ankunftshafen buchen
  • Familie bescheid sagen

Morgen geht es an den äusseren Steg von Porto Montenegro, wo wir beim Zoll ausklarieren. Danach legen wir ab Richtung Italien – rund 24–26 Stunden über die Adria. Wenn alles nach Plan läuft, erreichen wir Sonntagmittag Bari. Danach sind wieder Gewitter und Stürme angesagt - trödeln gibts also nicht.

Falls ihr nachschauen möchtet, wo wir gerade sind – einfach auf dem AIS vorbeischauen :-)

Wie lange wir in Bari bleiben, wissen wir noch nicht. Das werden wir entscheiden, wenn wir mehr über das Wetter wissen. Unser Winterhafen liegt weiter nördlich, in Manfredonia – noch einmal rund 11 Stunden Fahrt. Aber so ist das nun mal beim Segeln:

Das Wetter entscheidet, und wir folgen.

Und genau das macht dieses Leben – trotz aller Herausforderungen – so besonders.

Barking Blue

Hier befinden wir uns zur Zeit:
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