
Mehr Schaukeln als Schlafen
Zwischen den eindrücklichsten Buchten Sardiniens, schlaflosen Nächten und einem dringend nötigen Boxenstopp.
Rollige Nächte und felsige Schönheiten
Am Montag verliessen wir Coda Cavallo – nach etwa mehr als fünf Stunden Fahrt, erreichten wir die Bucht Capo Comino. Ein grosser Sandstrand am Rande einer Düne. Das Ankern war dementsprechend einfach. Leider zeigte sich auch hier wieder das typische Ostküstenphänomen: unangenehmer Schwell. Die Nacht war entsprechend unruhig. Falls wir länger geblieben wären, hätte sich die Suche nach dem Flugzeugfrack auf jeden Fall gelohnt.


Am nächsten Tag wollten wir Strecke machen. Da wir aber auch nicht zu früh ankommen wollten – wegen der vielen Tagestouristen – legten wir erst gegen Mittag ab und erreichten gegen 18:30 Uhr die Cala Goloritzé. Die Fahrt dorthin war alles andere als angenehm; Gegenwind mit heftigen Böen direkt von vorne, Gegenströmung mit etwa ein Meter hohen Wellen zwangen uns zur Motorfahrt und kosteten uns Geschwindigkeit. Nach über sieben Stunden war die Erleichterung beim Ankommen spürbar. Wir ankerten in etwa 14 Metern Tiefe.

Die spektakuläre Kulisse mit steilen Felswänden, einer natürlichen Felsbrücke und dem türkisblauen Wasser liess uns die Strapazen kurzzeitig vergessen – nicht umsonst wurde dieser Ort 2025 zum schönsten Strand der Welt gekürt. Als wir mit dem SUP an Land wollten, begrüssten uns Ziegen am Strand. Sie kommen abends in die Bucht, um zu trinken oder nach Touri-Snacks zu suchen. Wir wichen auf einen kleineren, menschen- und Ziegenleeren Strandabschnitt aus – herrlich zum Baden im kristallklaren Wasser.

Flucht vom Traumstrand
Auch in dieser Nacht sorgte der Schwell für wenig Schlaf. Frühmorgens paddelten wir erneut zum Strand und wanderten ein Stück des bekannten Weges hoch – die Bucht war noch fast leer. Auf dem Rückweg begegneten wir zunehmend mehr Wanderern, die sich die rund 1,5-stündige Tour vom Parkplatz her auf sich nahmen, um zum schönsten Strand der Welt zu gelangen.

Zurück am Strand wurden wir von einem Aufseher abgefangen, der uns mit Bussgeld und Eintrittstickets drohte – unter anderem wegen Juna, die als Hund dort nicht erlaubt ist. Wir erklärten, dass wir mit dem SUP hier seien und gleich wieder losfahren würden – das überzeugte ihn, und wir kamen ohne Strafe davon.

Da die Bucht ein extrem beliebtes Ziel für Ausflugsboote ist, sahen wir bereits am Horizont die Tagestour-Flotte wie ein Insektenschwarm heran rauschen. Klar war: Schnell weg hier, bevor wir zugeparkt werden. In Rekordzeit packten wir zusammen – nur um festzustellen, dass ein Boot direkt über unserem Anker ankern wollte. Wir baten die Crew freundlich, zu warten oder weiter vorne zu ankern – und konnten schliesslich problemlos starten.

Ankommen in Arbatax – und gleich weiter
Ziel war Arbatax, 12 Seemeilen entfernt. Dort kann man direkt hinter dem Hafen ankern und ist durch die Mole etwas geschützt – dachten wir zumindest. Wir liessen Mabel ins Wasser und erkundeten das kleine, eher industrielle Dorf. Krananlagen und grössere Fischerboote prägen das Hafenbild. Auch in dieser Nacht hielt uns der Schwell vom dringend benötigtem erholsamen Schlaf ab.

Die ständige Schaukelei zerrte an unseren Kräften. Nach so vielen Tagen unterwegs, ohne echte Ruhephasen, merkte man: Wir brauchten dringend eine Pause. In der Nähe – etwa 3 Seemeilen entfernt – entdeckten wir einen kleinen Hafen mit fairen Preisen. Wir reservierten für zwei Nächte.

Am Abend, bei etwas ruhigeren Bedingungen, hievten wir Mabel wieder sicher an Deck – nicht ganz ungefährlich bei 40 kg Gewicht und stark schwankendem Boot. Nach nur 50 Minuten Fahrt lagen wir ruhig im Hafen. Endlich eine Verschnaufpause.

Hafenzeit: Projekte, Pizza und Plastikersatz
Im geschützten Hafen kamen wir zur Ruhe – stellten jedoch fest; für Montag war starker Wind mit Böen bis 55 Knoten (rund 101 km/h) angesagt. Da blieb man lieber sicher vertäut, und so buchten wir drei weitere Nächte. Dann haben wir etwas mehr Zeit für offene Projekte.

Die Marina war angenehm, sauber und mit 58 € pro Nacht auch fair bepreist. Die Stadt war fussläufig erreichbar und bot einen grossen Park – und drei Gelaterias, die wir selbstverständlich alle testeten. 😉 Am ersten Abend gönnten wir uns Pizza, und Jan bekam neue Flip-Flops – die alten waren endgültig durch.

Ein technisches Problem stand auch noch auf der Liste: Der Metallstift in der Ankerrolle ist schlicht zu kurz. Im Boots-, Camping- und Angelgeschäft fanden wir nichts Passendes – also improvisierten wir. Ein Schekel-Stift passte gerade so. Nicht ideal, aber besser als nichts. Schliesslich entdeckten wir auch eine passende Kunststoffrolle (dort läuft der Anker drüber) – leiser und materialschonender als die originale aus Metall. Eventuell würden wir im Bootsshop in der nächst grösseren Stadt noch etwas Besseres finden, doch dieser öffnet erst wieder am Montag, das Projekt musste also warten.
Nebenbei fanden wir eine kleine Sardinien-Flagge – die wir, obwohl wir schon seit 3 Wochen hier sind, hissten.

Kabelsalat, Kontakte & Kursplanung
Jan nahm sich der längst überfälligen Kontrolle der Elektrik unter der Hundekoje an. Zu seiner Überraschung war alles stabil, trocken und nichts verkokelt. Er baute einen Schalter für das DC-DC Ladegerät ein, mit dem wir bei Bedarf unsere Batterien nun bei laufendem Motor über dessen Lichtmaschine mit 30A laden können (falls die Sonne sich Mal für ein paar Tage nicht blicken lassen würde).

Zwischendurch hatten wir einen Videoanruf mit Freunden, die uns eventuell im September besuchen möchten. Das Planen solcher Treffen ist auf einem Boot nicht ganz einfach – Wetter, Wind und Wellen können jede Route umwerfen. Spontaneität unserer Gäste ist also gefragt. Das Schöne am Reisen heute: man kann sehr einfach mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben.

Uns wurde mit etwas schrecken bewusst, dass wir bereits in 4,5 Wochen in Montenegro sein wollen. Bis dahin sind es noch 800 Seemeilen. Also hiess es weiter in den Süden von Sardinien fahren, die Überfahrt nach Sizilien planen, ein gutes Wetterfenster abwarten und möglichst bald viel Strecke machen. Nach Sizilien wird dann auch unsere erste Nachtfahrt. Wir werden für die rund 155 Seemeilen ca. 31 Stunden benötigen. Das wird definitiv nochmals ein ganz anderes Abenteuer, von dem wir euch berichten werden.

Zwischen Durchhalten und Durchatmen
Diese Woche war geprägt von traumhaften Buchten, körperlicher Erschöpfung, kleinen Erfolgen und einem grossen Bedürfnis nach Ruhe. Man merkt erst beim Innehalten, wie viel Energie das Leben auf See verlangt – aber auch, wie sehr es einen belohnt.
PS: wir haben auf der Website noch ein Segler ABC aufgeschaltet, bei dem ihr Begriffe nachlesen könnt: Segler ABC
