
Unsere erste Saison – ein Rückblick
Von Lavagna bis Manfredonia – unsere Strecke, unsere Highlights, unsere Learnings
In diesem Beitrag gehen wir unsere gesamte Strecke nochmals durch und erzählen von den schönsten Momenten, den grössten Herausforderungen und auch davon, was wir heute vielleicht anders machen würden. Es ist zugleich unser letzter Beitrag für diese Saison – danach geht es für den Blog und auch für uns in die Winterpause. Wenn ihr möchtet, könnt ihr uns in der nächsten Saison natürlich wieder begleiten.

Start in Lavagna – unser erstes Zuhause
Dass wir ein Boot gefunden haben, das so nah bei der Schweiz lag, war ein echter Glücksfall. So konnten wir unsere grossen und schweren Materialien bereits im Vorhinein mit dem Auto transportieren. Als wir dann definitiv aufs Boot zogen, reisten wir nur noch mit "leichtem" Gepäck und einem One-Way-Ticket im Zug nach Lavagna. In der zweiten Woche nach unserer Ankunft besuchte uns Jans Familie in unserem neuen Zuhause. So hatten wir zum ersten Mal die Gelegenheit, jemandem unsere schwimmende Unterkunft für die nächsten Monate zu zeigen.

Wir durften die ersten Monate noch auf dem Platz des Vorbesitzers bleiben, bis er mit seinem neuem Boot ankam. Ende April war es dann so weit und wir wechselten ans andere Ende des Hafens. Lavagna ist ein sehr enger Hafen – im Rückblick war das ein perfekter Start. Die Anlegemanöver sind mit Scialla nicht ganz ohne, der Radeffekt dreht uns beim Rückwärtsfahren immer stark nach Steuerbord. Da es kein Bugstrahlruder gibt, sind genaue Manöver erforderlich. Das Hafenbecken war also eine sehr gute Übung für uns.
Ursprünglich wollten wir Ende April unsere Reise beginnen, da sich die Lieferung unseres Dinghy's verzögerte, konnten wir erst einen Monat später starten.
Blogbeiträge dazu:
- Nur wir drei & das rosa Klappvelo
- Tierarzt, Diebstahl und Regenwoche
- Zwischen Sturmfront und Waschsalon
- Von Sonnenschein zu Blaulicht
- Chaos, Komfort & ein bisschen Wellengang
- Von Schläuchen, Stossdämpfern & Solarpower
- Zwischen Vorfreude, Windböen und Ankeralarm
- Ablegen mit Anlauf – der Hafen sagt Tschüss und die Muskeln hallo

Der erste Schlag – Porto Venere
Endlich ging es los: Unser erstes Ziel war La Spezia. Und diese erste Fahrt hatte es direkt in sich. Hohe Wellen, viel Wind, riesige Anspannung – und auch das Fische füttern gehörte leider dazu. Im Nachhinein wäre es wohl klüger gewesen, noch ein oder zwei Tage auf besseres Wetter zu warten.
Wir ankerten nach rund sechs Stunden und 30 Seemeilen bei Porto Venere nahe der Insel Palmaria. Ein toller Ankerplatz mit wenig Booten und ideal zum Spazieren. Dort würden wir definitiv wieder hin.
Blogbeitrag dazu:

Capraia – eines unserer Highlights der Saison
Weiter ging es über Pisa nach Cala di Medici. Dann stand die erste grössere Überfahrt zur Insel Capraia an. Es fühlte sich unglaublich gut an, als die Küste Festland-Italiens hinter uns verschwand und unser Ziel noch nicht zu sehen war. Nur wir, unser Boot und ganz viel Wasser.
Capraia war definitiv eines unserer Saison-Highlights. Das Aufwachen mit Blick auf die steilen Felswände und das türkisfarbene Wasser war einmalig. Die Insel ist wunderbar grün, naturbelassen, mit schönen Wanderwegen und einer süssen kleinen Stadt.
Blogbeitrag dazu:

Elba und Kindheitserinnerungen
Danach ging es weiter nach Elba. Wetterbedingt sahen wir allerdings nur die Südseite. Für Jan weckte die Insel schöne Kindheitserinnerungen – wir ankerten sogar vor dem dem Campingplatz, auf dem seine Familie früher Ferien gemacht hatte.
Blogbeiträge dazu:
- Von Capraia nach Elba: Schwell, Shots und Sandstrand
- Ankern, Abwaschen & 100 Seemeilen – Unser Sprung nach Korsika

Korsika – wild, grün und voller Tiere
Es stand die nächste grössere Überfahrt an: nach Korsika. Da unser Wasser langsam knapp wurde und die Ostseite der Insel im Norden nicht viele Ankerplätze aufweist, fuhren wir zuerst nach Bastia, genauer gesagt in den kleineren Hafen Toga.
Weiter südlich wurden die Ankerplätze dann besser. Wir ankerten bei Favone, Pinarellu und Rondinara. Die Natur auf Korsika ist wild und wunderschön. Wir sahen Kühe, Wildschweine und sogar Füchse direkt an den Stränden. Da es bereits am Morgen schwierig wurde, mit Juna spazieren zu gehen, weil es aufgrund fehlender Bäume keinen Schatten gab, stellten wir ab dann einen Wecker auf sieben Uhr. Bei Bedarf konnte man in der Siesta Schlaf nachholen. :)
Blogbeiträge dazu:
- Ankern, Abwaschen & 100 Seemeilen – Unser Sprung nach Korsika
- Von Bucht zu Bucht: Korsische Geschichten mit Mabel & Co.
- Au Revoir Korsika - Buongiorno Sardinien

Sardinien – Schwell, Besuch und eine verbogene Ankerhalterung
Vom Ankerplatz Punta di Rondinara, im Süden Korsikas, segelten wir Richtung Sardinien. Das erste Mal segeln mit Halbwind, seit dem Start unserer Reise. Davor durften wir uns immer Hart am Wind fortbewegen. Wir ankerten in der Rada la Sciumara, Cala Sabina und Nodu Pianu, bevor wir in den Hafen von Olbia einfuhren. Den kannten wir schon etwas von unserem Skippertraining im Jahre 2022.
Dort empfingen wir unseren ersten Gast an Bord: Doris (Janine's Mutter). Dabei merkten wir schnell, dass eine Woche für einen Besuch eigentlich zu kurz ist. Einerseits möchte man viel zeigen, andererseits darf man nicht zu weit fahren, ist immer wetterabhängig und möchte ja auch, dass der Gast die Ruhe vor Anker geniessen kann. Wir ankerten in dieser Woche in der Cala Sabina, Spiaggia di Ira, Golfo Pevero, besuchten Porto Rotondo und fuhren, mit einem Stopp bei Nodu Pianu, zurück in den Hafen bei Olbia. Trotz Scialla's kleiner Grösse lebten wir gut zu dritt auf engstem Raum und kamen immer aneinander vorbei.

Ungeplant blieben wir etwas länger im Hafen, da sich unsere Ankerhaltung verbogen hatte, nachdem ein Segelboot uns beim Anlegen rammte. Danach ging es ziemlich schnell weiter: vier Ankerbuchten innert sechs Tagen. Von Olbia aus besuchten wir Coda Cavallo, Spiagga della Dune, Cala Gonoritzé und Arbatax. Wirklicher Genuss war das bedauerlicherweise nicht, der Schwell machte uns sowohl tagsüber aber vor allem nachts, sehr zu schaffen. Zum Glück fanden wir danach die Marina Baunei – dort fühlten wir uns so wohl, dass wir länger blieben als geplant.
Der letzte Ankerplatz in Sardinien, Porto Giunco, war ein wunderschöner Abschluss: glasklares Wasser, Sand und Ruhe. Danach ging es an die südliche Spitze in die Marina Villasimius – bisher unser teuerster Hafenaufenthalt mit 130€ für eine Nacht.
Blogbeiträge dazu:

Zwei Inseln bei Sizilien
Von Sardinen aus starteten wir nicht nur unsere bisher längste Fahrt, sondern auch unsere erste Nachtfahrt. Das lief viel besser als erwartet: Nach 33 Stunden und 161 Seemeilen erreichten wir Lido Burrone. Unsere Ankunft durften wir zusammen mit fünf Delfinen feiern, die etwa zehn Minuten lang vor unserem Bug spielten.
In Sizilien bereisten wir zwei Inseln: Favignana (eine der Ägadischen Inseln westlich von Sizilien) und Vulcano, die zu den Liparischen Inseln gehört. Beides wunderschöne Orte, die definitiv einen Besuch wert sind. Der Aufstieg zum Great Pit Crater des Vulkans (386m), am besten in den Morgenstunden, ist dabei besonders zu empfehlen. Vielleicht lässt es sich ja in einer nächsten Saison einrichten, Sizilien selbst noch etwas zu erkunden.
Blogbeiträge dazu:

Zurück ans Festland und weiter Richtung Montenegro
Von der Insel Vulcano aus setzten wir unsere Reise zum italienischen Festland fort. Dabei durchquerten wir die Strasse von Messina, um die Queens Marina 88 bei Reggio Calabria zu erreichen. Die Stadt ist strategisch günstig gelegen, uns hat es dort allerdings nicht wirklich gefallen. Danach folgten weitere Stopps in Crotone, Otranto und Bari, bevor wir die grosse Überfahrt nach Montenegro angingen. Otranto hat uns besonders gut gefallen. Auch wenn sich Jan dort den Magen verdorben hat, würden wir gerne noch einmal dorthin. Das war übrigens das einzige Mal, dass jemand von uns krank war, seit wir die Schweiz verlassen haben.
Blogbeiträge dazu:

Montenegro – anders als erwartet
Über das Segelgebiet in Montenegro hätten wir uns im Vorhinein besser informieren sollen. Es gibt dort leider sehr wenige gute Ankerplätze. Die Küste ist sehr steil abfallend, der Untergrund schlammig und die Winde oft unvorhersehbar und stürmisch. Deshalb verbrachten wir – bis auf wenige Ausnahmen – fast die gesamten drei Monate abwechselnd in der Marina Lazure und in Porto Montenegro. Trotzdem haben wir die Zeit sehr genossen und die riesige Bucht von Kotor bei Tagesausflügen mit Scialla auf anderen Wegen erkundet. Das Panorama der Bucht ist magisch. Man könnte meinen, es handele sich um einen riesigen Bergsee. Das Wasser ist am morgen oft spiegelglatt und die dahinter liegenden Berge sind hunderte Meter hoch.

In Montenegro durften wir uns auch über viel Besuch aus der Schweiz freuen. Anfang September mieteten Marion und Marco eine Wohnung in Tivat. Dies war der Beginn einer lustigen und essensreichen Zeit. Eine Woche später folgte Jans Sandkastenfreund Jan, der nach der Abreise von Marion und Marco auf Scialla wohnte. Mit ihm haben wir auch das einzige Mal ausserhalb der Bucht von Kotor in Uvala Oblatna auf sandigem Grund geankert.

Nach der Abreise von Jan, verfielen wir in einen Ruhemodus. Die letzten Monate waren voller neuer Erfahrungen und Eindrücke. Gerade in den letzten Wochen bis zu unserer Ankunft in Montenegro haben wir viele Seemeilen zurückgelegt und sind nicht lange an einem Ort geblieben.
Erst der Besuch von Sandra (Jan's Mutter) Anfang November, weckte uns. Mit Ihr besuchten wir unter anderem zum zweiten Mal die Kotor die sich am Ende der Bucht befindet. Eine "kleine" Wanderung über den Berg brachte uns zurück nach Tivat. Dies ist echt zu empfehlen, da der Anblick vom höchsten Punkt aus, Sveti Ilija 766m ü. M., atemberaubend ist.
Blogbeiträge dazu:
- Ciao Italia – Dobar dan Montenegro
- Feriengefühle an Bord von Scialla
- Segeln, Freunde und Katzen in Kotor
- Zwischen Feuerwerk und Farewell
- Hafenzeit = Projektzeit
- Italien vs. Montenegro
- Besuch, Gratisstrom und eine Gipfelerklimmung
- Zwischen Regen, letzten Ausflügen und Countdown zur Adria-Überquerung

Zurück nach Italien – unser Winterlager
Nach drei Monaten ging es zurück nach Italien, zuerst nach Bari und danach weiter Richtung Norden. Nach einem Zwischenstopp in Bisceglie fuhren wir weiter nach Manfredonia, wo wir nun nach sechs Monaten, 45 Logbucheinträge, 1600 Seemeilen und 285 Motorstunden in unserem Winterlager angekommen sind.
Nun beginnen die Vorbereitungen für die nächste Saison. Wie es bei Booten nun einmal so ist, muss das eine oder andere repariert oder ersetzt werden. Eine Inspektion unseres Riggs hat beispielsweise Mängel und Alterserscheinungen ergeben, die dazu führen, dass wir den Mast legen müssen. Es bleibt also spannend.
Blogbeiträge dazu:

Fazit – unsere Probe-Saison
In der nächsten Saison wird vieles sicherlich einfacher sein. Wenn nicht mehr alles neu ist, wenn wir die Situationen schon erlebt haben und das Vertrauen in uns und Scialla noch grösser ist. Für uns war diese erste Zeit ganz klar eine Art Probe-Saison – und genau deshalb freuen wir uns jetzt umso mehr auf die zweite.
Pläne haben wir bereits, auch wenn noch vieles von verschiedenen Faktoren abhängt. Klar ist auf jeden Fall: Wir möchten nach Griechenland. Wie lange wir bleiben und wohin es danach geht, wissen wir noch nicht. Aber wir sind offen – für alles, was als Nächstes kommt (und Jan hat natürlich für alle Szenarien immer einen Back-Up-Plan ;-)).
Mit diesem Blogbeitrag beenden wir unsere erste Saison. Wir werden den Blog auf jeden Fall zum Start der neuen Saison weiterführen. Voraussichtlich im Februar 2026.
Vielen herzlichen Dank an alle die unser Abenteuer stehts mitverfolgt haben, die lieben Nachrichten um zu fragen wie es uns geht und die grosszügigen Beiträge in unser Bordkässeli! Wir freuen uns sehr möglichst viele von euch bald in der Schweiz wieder zu sehen!
Liebe Grüsse <3
Janine, Jan & Juna
